Bahn-Express

Werkbahnen in Wismar

Keine der in Wismar vorhandenen Werkbahnen ist heute mehr erhalten und die bisher bekannten Angaben über die ehemaligen Betriebe enthalten noch Lücken. Grund genug, hier das bisher bekannte zusammenzustellen - und auf die Mithilfe der Leser zu hoffen.

 

Getreide AG, Mecklenburger Agrarhandel GmbH, Am Hafen, 23966 Wismar

ehem. Volkseigener Erfassungs- und Aufkaufsbetrieb VEAB Getreidewirtschaft Wismar, BT Wismar

20.09.2003-info/ mh/ jm/ Im Oktober 1991 traf Brian Rumary hier noch drei LKM-Dieselrangierlokomotiven an, eine davon mit der Betriebsnummer 10. Mitte der 1990er Jahre waren lt. Mathias Happke nur noch zwei abgestellt vorhanden, bei denen es sich um die FNr. 261470 und 262444 handelte. Eine Lok war im Lokschuppen, die andere stand vor dem Lokschuppen. Beide Lokomotiven sind Mitte der 1990er Jahre verschrottet worden. Folgende Maschinen sind in der LKM-Liste zu finden:

 

MTW Schiffswerft GmbH, Wendorfer Weg 5, 23966 Wismar

ehem. VEB Mathias-Thesen-Werft

20.09.2003-info/ mh/ jm/ Der Lokbestand der Werft liegt bisher im Dunkeln. 1988 war nur eine V60D vorhanden, die die Betriebsnummer 7 trug - was die Frage aufwirft, welches die anderen 6 Lokomotiven vorher waren. Im Drehscheibe-Sonderheft "Kleinlokomotiven deutscher Staatsbahnen" wird die Kö 4541 genannt, die bei der Werft im Einsatz gestanden haben soll, Sie war entweder leihweise von der DR im Einsatz oder wurde später an die DR abgegeben. In dem "dicken EK-Wälzer" von Große/Troche/Lauscher zur Lg II findet sich hingegen kein Hinweis darauf. Nach deren Unterlagen gelangte die Lok 1942 zur Wehrmacht, befand sich 1949 im Bestand der SMAD und war spätestens 1956 dann im Bw Rostock stationiert, was einen Einsatz bei der Werft in Wismar jedoch nicht ausschliesst. Ansonsten finden sich nur noch zwei weitere Maschinen in den Lieferlisten, eine davon ist aber lediglich nur eine als Heizlok verwendete pr. T 4. Die V60D wurde Mitte der 1990iger Jahre verschrottet. Auch das Anschlussgleis der Werft gibt es heute nicht mehr.


Mathias-Thesen-Werft: Werklok Nr. 7 wurde 1991 im Bhf. Wismar angetroffen. (Foto: Mathias Happke)

 

VEB Zuckerfabrik Wismar, 23970 Wismar

20.09.2003-info/ mh/ jm/ Die Werkbahn wurde Ende 1992 eingestellt. Die beiden LKM-Rangierdiesellokomotiven wurden an die Zuckerfabrik in Güstrow abgegeben, die beiden feuerlosen Dampflokomotiven gingen den Weg des alten Eisens. Weitere bekannte Fahrzeuge sind eine nach dem Krieg von der DR übernommene Dampflok und eine CKD. Ausserdem ist die kleine AEG-Fahrdrahtlok auf einem Bild nachgewiesen, welches sie mit schweren Kriegsbeschädigungen auf dem Werksgelände zeigt. Eine Verschrottung nach dem Zweiten Weltkrieg erscheint deshalb wahrscheinlich.


Zuckerfabrik Wismar: Zwei Aufnahmen aus dem Jahre 1989 der FLC FNr. 03176 der Zuckerfabrik in Wismar. (Fotos: Mathias Happke)


Zuckerfabrik Wismar: Die beiden abgestellten FLC Anfang der 1990er Jahre. (Foto: René Bahlo)

 

Waggonfabrik Wismar, 23970 Wismar

20.09.2003-info/ mh/ jm/ Bekannt geworden ist Wismar durch den als "Schweineschnäuzchen" oder "Ameisenbär" bezeichneten Wismar-Schienenbus Typ Hannover. Über den Triebwagenbau, der 1924 aufgenommen wurde, ist relativ viel bekannt, obwohl dies nur eine Sparte der Waggonfabrik Wismar war. Zuvor hatte man schon etliche tausend Personen- und Güterwagen gebaut, auch Straßenbahntriebwagen gehörten zur "Produktpalette".

Eine ausführliche Beschreibung der Geschichte der Waggonfabrik Wismar ist im Internet unter http://home.arcor.de/mathias.happke/waggonfabrik/ zu finden. Aus dieser Quelle hier nur eine kurze Auflistung der Firmengeschichte: Der Reeder und Kapitän Heinrich Podeus gründete 1894 eine Fabrik für Schienenfahrzeuge, welche zusammen mit der schon 1879 übernommenen Eisengießerei und Maschinenfabrik F. Crull & Co. unter der Bezeichnung Waggonfabrik F. Crull & Co. Güterwagen baute. 1911 erfolgte die Umwandlung in die Aktiengesellschaft Waggonfabrik Wismar AG, welche 1917 mit der Deutschen Waggonleihanstalt zur Eisenbahn-Verkehrsmittel-AG (EVA) fusionierte. Knapp 20 Jahre später wird die Wismarer Waggonfabrik aber wieder ausgegliedert und firmiert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs unter dem Namen Triebwagen- und Waggonfabrik Wismar AG. Am 22. Juli 1948 endete das Bestehen der Waggonfabrik in Wismar, Gebäude und Anlagen gehörten seitdem zur Werft in Wismar und wurden anderweitig genutzt.

In der Deutz-Lieferliste findet sich die folgende Lieferung einer frühen Motorrangierlok, die zuerst jedoch an Dynamit Nobel geliefert wurde. Offenbar war sie dort aber nur kurz im Einsatz, denn als neuer Besitzer ist die Waggonfabrik Wismar AG bei Deutz eingetragen. Dieser Name wurde ja bereits 1917 nach der Fusion mit der EVA aufgegeben. Über den Verbleib dieser Lok ist nichts bekannt.

 

Hafen Wismar, 23970 Wismar

08.08.2002/ jm/ Das Hafengebiet mit dem östlichen Industriegebiet ist zwar stark "werkbahnverdächtig", aber es wurde keine Werklok gefunden. Besonders das grosse Holzlager mit etlichen, verteilten Güterwagen lassen eigentlich nur eine Lok oder einen Zweiwege-Unimog erahnen. Aber wie gesagt, gefunden wurde nichts. Zwei 346er der DB standen aber hier rum.

13.08.2002-info/ mh/ Die Gleisanlagen im Hafengebiet gehören der Stadt Wismar. DB Cargo bedient mit drei Loks der BR 346 sämtliche Anschlüsse im Hafen und im Industriegebiet und hat sich mit eigener Niederlassung hier eingemietet. Außer Fahrzeugen der Eisenbahnfreunde Wismar (u.a. zwei ex. Werkloks) existieren heute keine weiteren Werklokomotiven oder Zweiwege-Unimog in Wismar.

23.09.2003-info/ mh/ Im Ölhafen kamen früher Lokomotiven der der Baureihe V36 zum Einsatz. Ansonsten die BR 106/346 bzw. BR 110/201 (speziell 110 017). Aktuelle sind zwei Loks der Baureihe 298 im Einsatz, als Reserve ist eine Lok der BR 346 vorhanden.

23.09.2003-info/ jm/ Eine Dampflok der BR 93, die 93 083, findet sich noch in den Listen. Eventuell war dies aber nur eine Heizlok.

 

Eisenbahnfreunde Wismar, 23970 Wismar

08.08.2002/ jm/ Im März 2002 konnten die Eisenbahnfreunde Wismar einen Triebwagen der Waggonfabrik Wismar bzw. das, was noch von ihm übrig geblieben war, übernehmen. Der Wagen stand seit den 1950er Jahren auf einem Campingplatz auf der Halbinsel Scheidt am Edersee. Ursprünglich nutzte dort ein Kanuverein das Fahrzeug stationär, noch bevor hier überhaupt ein Cam­pingplatz entstand. Der Wagen soll von der Eisenbahn-Direktion der Saarbahn stammen. Neben diesem Fahrzeug befindet sich im Bestand der Eisenbahnfreunde eine N4, eine Köf II und eine V22B. Im Internet sind die Eisenbahnfreunde unter http://home.arcor.de/mathias.happke/efwismar zu erreichen.


Eisenbahnfreunde Wismar: Mit diesem Bild vom Edersee begann im November 2000 die Suche nach einer neuen Heimat für die Reste des Triebwagens aus Wismar. Über den aktuellen Stand der Arbeiten an dem Fahrzeug kann man sich unter http://home.arcor.de/mathias.happke/efwismar informieren. (Foto: Peter Klemt)

 


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