Bahn-Express

Rohr- und Kaltwalzwerk GmbH, 09125 Chemnitz-Reichenhain

ehem. VEB Rohr- und Kaltwalzwerk

dh/ msch/ Das vor der Wende unter VEB Rohr- und Kaltwalzwerk Karl-Marx-Stadt firmierende Werk hat bereits eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Die im Jahre 1904 von Max Haase gegründete Firma nannte sich seit 1910 "Faradit"-Isolier-Werke Max Haase GmbH, bevor sie zwei Jahre später in eine AG umgewandelt wurde. Nach einer im Jahre 1932 erfolgten Liquidation der AG und die Fortführung der Aktivitäten unter dem alten Namen "Faradit-Werke". Das Produktionsprofil umfaßte Isolierrohre für Elektroinstallationen bzw. die elektr. Industrie. Nach der von 1939 bis 1945 zwangsweise durchgeführten Kriegsproduktion, an deren Ende 60% der Werksanlagen zerstört waren, erfolgten Wiederaufbau und Erweiterung der Werksanlagen. Neben der Produktion von geschweißten Stahlrohren wurde 1948 mit der Übernahme der Firma Kopex aus Frankenberg und der Verlagerung der dortigen Produktion nach Chemnitz die Fertigung von biegsamen Rohren (Kopexrohr) aufgenommen, die bis 1996 anhielt. Das nun als VEB Rohr- und Kaltwalzwerk bezeichnete Werk wurde nach der Wende im November 1993 von einem Wiener Eigentümer übernommen, der das Werk nach einem Beinahe-Konkurs im Jahre 1995 zwei Jahre später dem tscheschichen Unternehmen "Zekezarny Veseli a.s.CMOVS" angliederte.

Erst im Jahre 1953 erhielt das Werk einen Gleisanschluß, der den Bau einer rund 3,7 km langen Hauptanschlußbahn erforderte, die zwischen dem Gbf. Chemnitz-Süd und dem Hp. Chemnitz-Reichenhain von der DB-Strecke abzweigt und bis in Höhe des Gaswerk 3 (Saydaer Straße) parallel zu ihr verläuft, ehe es auf den eigenen ca. 2,2 km langen Bahnkörper abzweigt, der eine Steigung von bis zu 34 Promille aufweist. An die Hauptanschlußbahn sind 7 Nebenanschließer angebunden, die teilweise noch genutzt und von der DB bedient werden:

  1. VEB Gießerei "Rudolf Harlaß", Werk Werner Seelenbinder-Straße, Anschluß stillgelegt
  2. VEB Metallaufbereitung Zwickau, BT Karl-Marx-Stadt, jetzt Metallaufbereitung Zwickau GmbH, Anschluß wird genutzt
  3. VEB Chemiehandel Karl-Marx-Stadt, nach 1990 Brenntag Chemiehandel GmbH, Werner Seelenbinder-Straße, Anschluß stillgelegt
  4. VEB Obst, Gemüse und Speisekartoffeln (OGS), Werner Seelenbinder-Straße, Anschluß wird jetzt sporadisch von der "Fruchthandelsgesellschaft mbH" genutzt
  5. Bauschuttrecyclinganlage auf der ehemaligen Plattenbauten-Badzellen-Produktionsstätte, Anschluß stillgelegt
  6. ROBA-Transportbeton GmbH, ebenfalls auf einem Gelände der Badzellen-Produktion, ehem. Anschluß stillgelegt
  7. VEB Energiekombinat Karl-Marx-Stadt, Gaswerk 3/Saydaer Straße, nach 1990 Stadtwerke Chemnitz AG, Anschluß sporadisch genutzt

Auf der Anschlußbahn des Kalt- und Rohrwalzwerkes kommt immer noch ein LKM-Kö Nachbau vom Typ N4 zum Einsatz, der im Herbst 1997 eine von der DB durchgeführte Bremsrevision erhielt. Als Besonderheit verfügt die Lok über einen Aufnahmeschacht für die automatische Mittelpufferkupplung. Die ebenfalls vorhandene Werklok vom Typ V22B erhält derzeit nach längerer Abstellzeit eine HU, die vor Ort von der Kleinlokreparatur Tharandt durchgeführt wird, die jetzt unter "LRT GmbH, Tharandter Baumaschinenservice und Fahrzeugverwertung" firmiert.

Bez.HerstellerFNr.Bj.BauartTypAnmerkung
1LKM2510251954BdmN4a)
1"LKM2510911956BdmN4b)
2LKM2624461973BdhV22Bc)

  1. neu 10/54 an VEB Rohr- und Kaltwalzwerk Karl-Marx-Stadt, 11/1979 verschrottet
  2. neu 6/56 an VEB Hüttenwerk Muldenhütten, Muldenhütten/Sa (1)/ 11/1979 an VEB Rohr- und Kaltwalzwerk Karl-Marx-Stadt = 1990 Rohr- und Kaltwalzwerk GmbH, 1995 abgest./ seit1997 wieder i.E.
  3. neu an VEB Rohr- und Kaltwalzwerk Karl-Marx-Stadt = Rohr- und Kaltwalzwerk GmbH, 199x abgestellt/ seit 10/97 in HU vor Ort

17.05.2015/ pl/ Die letzte Fahrt auf dem Gleisanschluss der Faradit Rohr und Kaltwalzwerk fand am 25. April 2015 statt. Das war die letzte Fahrt der V22 auf diesem Werkanschluss, sie wurde am 26. April 2015 im Schlepp vom VT 172 nach Hartmannsdorf geschafft. Im Werk begannen am Montag danach (28. April) der Abbau der Gleise, folgend der Bahnübergang an der Reichenhainer Straße. Dieser war baulich seit ca. 12. Mai 2015 vollendet.

 


Lit.: LRS 177

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