Bahn-Express

VEB Silikatwerk Brandis, Quarzitgrube Glossen, 04769 Sornzig Ablaß-Glossen

heute: Feldbahnschauanlage Glossen e.V., Zum Steinbruch 1 a, 04769 Sornzig Ablaß-Glossen

alte PLZ 04769 Glossen bei Oschatz
ehem. Didier-Werke AG, Grube Glossen

04.04.2003/ rbk/ Von einem Freund und ehemaligen Mitlehrling erhielt ich 1986 die Fotokopie eines “EK”-Artikels über die 600 mm-spurige Glossener Feldbahn. Nach dem Lesen gab es für mich natürlich kein Halten mehr. Also flugs das Moped gesattelt und nichts wie hin. Dort angekommen habe ich erst einmal die Anlagen in Augenschein genommen. Eine gewaltige Entladerampe beim ehemaligen Bahnhof Glossen, eine kurze Bachbrücke sowie eine ziemlich lange Brücke über die Döllnitz, ein regelrechtes Bahnbetriebswerk mit zweiständigem Lokschuppen, so etwas hatte ich bis dato noch nicht gesehen. Leider war am “Bw” erst mal Schluss mit meiner Exkursion, denn gleich dahinter begann das eigentliche Werkgelände.

Die Gleisanlagen sollten aber laut “EK” viele Kilometer lang sein, also musste die Bahn da ja irgendwo wieder raus kommen. Ich einmal um das ganze Gelände gelaufen. Nichts! Auch im Steinbruch herrschte Totenstille, nur ein einsamer Fuchs jagte in aller Ruhe Mäuse. Offensichtlich war hier gerade Mittagspause. Inzwischen etwas mutiger geworden, bin ich nun vom Lokschuppen aus in das Werkgelände vorgedrungen. Dort gab es nahezu 120 Kipploren, zum Teil mit Handbremse, zahlreiche Weichen (sogar eine DKW) und umfangreiche, ziemlich verschlungene Gleisanlagen. Eine Ns2f döste vor drei Loren führerlos in der Mittagssonne. Ansonsten war betrieblich gesehen “tote Hose”.

Bei einem zwei Jahre später erfolgten Besuch, fuhr immerhin gerade eine der vier vorhandenen Ns2f, die Nummer 2, leer in Richtung Laderampe. Dort schnappte sie sich 12 Loren und schob sie auf die Rampe, wo ihr Inhalt in den bereitstehenden LKW (W50 + Anhänger) entladen wurde. Danach ging es als “Lz” zurück zum Steinbruch. Von dessen oberen Rand aus konnte ich (gut versteckt) ziemlich bizarre Arbeitsabläufe beobachten. Der Greifer eines Baggers langte in einen großen Dreckhaufen, der verdächtig nach Abraum aus früheren Zeiten aussah, hob das Zeug hoch und ließ es wenige Meter weiter aus 3 bis 4 m Höhe zu Boden fallen. Nun sprangen ein paar Arbeiter hinzu, durchwühlten den Haufen mit bloßen Händen und klaubten die wenigen darin enthaltenen Quarzitbrocken heraus. Irgendwie konnte man das baldige Ende von Steinbruch und Bahn damals schon vorausahnen.

Im Oktober und November 1990, sozusagen kurz vor “Toresschluss”, durfte ich die Feldbahn dann noch einmal in Betrieb erleben. Zum Glück ist die äußerst interessante Strecke als “Feldbahnschauanlage Glossen” bis heute erhalten geblieben.


Quarzitgrube Glossen: "Steinbruch-Feldbahn pur" auf beiden Bildern. Oben im Bruch mit Bagger,
unten an der LKW-Verladung. (Fotos: Reichsbahnkay)

jm/ Aus den Unterlagen der LKM-Feldbahnwerkstatt in Leipzig-Wahren sowie Sichtungen lassen sich einige Fahrzeuge ermittlen, die in Glossen vorhanden waren. Ursprünglich (anfänglich?) waren wohl Diema-Lokomotiven im Einsatz. Abgelöst wurden die Vorkriegsmaschinen von LKM Ns2f, von denen Anfang der 1990er Jahre noch vier vorhanden waren. Alle vier Lokomotiven sind museal erhalten, zwei davon findet man in der interessanten Sammlung der Feldbahnschauanlage Glossen, die heute hier vorhanden ist. Diese Sammlung umfasst mittlerweile weitere Fahrzeuge, die nicht aus Glossen stammen:

08.04.2003-info/ lh/ Nach dieser Broschüre von Uwe Wolf aus den 1990er Jahren (“Die Feldbahn im Quarzitsteinbruch Glossen”, Feldbahnschauanlage Glossen e.V., 199x) wurden angeblich 1942 vier neue DIEMA-Maschinen nach Glossen geliefert. Das stimmt jedoch nicht mit dem Lieferverzeichnis überein. Laut DIEMA-LV wurden nur zwei Loks, nämlich die 1125 und die 1126 im Jahre 1942 neu direkt nach Glossen geliefert. Außer diesen beiden Maschinen kam vor 1945 eine DS 12 gebraucht nach Glossen, nämlich die 1124.

Die vierte Lok, angeblich die 1127, ist laut LV nicht neu nach Glossen geliefert worden und ist vom Typ DS22. Auf einem alten Bild erkennt man allerdings eine wesentlich größere Maschine mit an beiden Achsen befindlicher Backenbremse, vermutlich eine DS 24 oder DS 30. Die Fabriknummer dieser vierten und größten DIEMA-Maschine in Glossen konnte leider noch nicht ermittelt werden.

Weitere Lokomotiven aus Vorkriegsproduktion ergeben sich aus der Broschüre von Uwe Wolf.

Fahrzeuge der Feldbahnschauanlage Glossen - aktuelle Liste siehe http://www.feldbahnschauanlage-glossen.de/

 


© Riesebericht vom Reichsbahnkay
© Lokdaten von Jens Merte
© Info von Lars Höpel