Bahn-Express

NVA Nationale Volks-Armee, Objekt Straßgräbchen, 01936 Straßgräbchen

17.06.2007-info/ pf/ www.sachsenschiene.de/ Drei Jahre nach Eröffnung der Bahnstation Strassgräbchen (1874) wurde ca. 9 km östlich davon in Skaska eine Schachtanlage zur Förderung von Braunkohle aufgeschlossen. 1887 errichtete man ein Brikettfabrik. Obwohl ein Gleisanschluss an die auf preußischem Gebiet verlaufende Zeißholzbahnkürzer gewesen wäre, wurde ein 9,7 km langes schmalspuriges Transportgleis zum Bahnhof Strassgräbchen gebaut. 1902 wurde diese Strecke jedoch bereits wieder eingestellt.

Als 1904 am Doberberg bei Weißig (östlich von Straßgräbchen) der Abbau von Grauwacke begann, nutzte man die bestehende schmalspurige Trasse der Transportbahn zur Anbindung des Steinbruches auf Regelspur. Nach Schließung des Steinbruchs 1930 baute man die Werkbahn bis 1934 vollständig ab, lediglich die Verladeanlage in Weißig war (zumindest 2001) noch erkennbar.

Um 1943/1944 soll es Pläne der Deutschen Reichsbahn gegeben haben, im Wald bei Bernsdorf ein Raw anzulegen, dies wurde jedoch nicht verwirklicht.

Als in den 1960er Jahren die Nationale Volks-Armee auf der Suche nach einem Heim für ihr FlaRak- (Flug-Abwehr-Raketen)-Regiment 12 war, erkannte man die ideale Verbindung von verkehrsgünstiger Lage und ländlicher Abgeschiedenheit und begann mit dem Bau.

Es entstand das sog. A-Objekt (zur Ortsverbindungsstraße Straßgräbchen-Weißig hin), in dem sich Verwaltung, Unterkünfte, Abstellanlagen für die Fahrzeuge, Werkstätten, Kultureinrichtungen und das Heizwerk befanden (und in dem es eine etwa 20 m lange Lorenbahn gibt), sowie südwestlich davon das sog. B-Objekt, welches diverse Munitionsbunker und die Bahnverladung enthielt. Beide Objekte sind von dichtem Wald umgeben, noch heute sieht man einzelne Postenhäuschen, die bereits lange vor dem Kasernenzaun eine Annäherung verhindern sollten.

1963 ging die 2,5 km lange Anschlussbahn „zum Objekt“ in Betrieb, ein Kleinlokschuppen aus Beton markiert das Streckenende. 1968/1969 wurde die Anschlussbahn um 6,7 km zu den Hartsteinwerken Ossling verlängert. Interessanterweise endet die Kilometrierung der Strecke im B-Objekt, so dass die bestehende lange Werkbahn Unteranschließer der kurzen (und inzwischen eingestellten) Militärbahn war.

Die Anschlussweiche zum B-Objekt wurde etwa 2000 entfernt, die Gleise etwa 2003 entfernt (wobei nicht zu erkennen ist, ob dies durch Schrottdiebe oder im Auftrag der Eigentümer geschah – es wirkte nicht sehr professionell).

Das A-Objekt (von der Bundeswehr ca. 1995 besenrein übergeben und in gutem Zustand) befindet sich im Eigentum der BIMA Bundesanstalt für Immobilenmanagement, ist teilweise an einen Entsorgungsbetrieb vermietet (Kompostierung) und ist vandalismusbedingt in beklagenswertem Zustand. Das B-Objekt wurde an einen Landmaschinenhändler verkauft.

Da in beiden Objekten zahlreiche Fälle von Sachbeschädigung und (Schrott-) Diebstählen vorgekommen sind, die die örtliche Kriminalitäts-Statistik erheblich verschlechtern, verfügt die örtliche Polizei über Schlüssel zu den Toren und bestreift das Gelände des A-Objektes (Bundeseigentum) regelmäßig und auch zu ungewöhnlichen Zeiten (nachts und am Wochenende), während der Eigentümer des B-Objektes bei Besuchen vor Ort gelegentlich seinen Rottweiler von der Leine lässt. Besucher sollten also besser den Objekten fernbleiben, auch wenn man das Gelände heute eher für verlassen halten könnte. Zudem sind beide Gelände als Privateigentum gekennzeichnet.

Das Gleis im B-Objekt verzweigte sich zu einem Überholgleis, welches gleichzeitig Kopf- und Seitenrampe bediente. Das Hauptgleis verlief an einer Art Ladestraße vorbei (mit Auffangwannen zwischen den Schienen zur Verladung flüssiger Güter) und endete in besagtem Kleinlokschuppen aus Beton.

Unklar ist, ob und ggf. welche eigene Lok hier eingesetzt war. Gespräche mit Eisenbahnern vor Ort in Bernsdorf bzw. in Bautzen (die teilweise im Objekt gedient haben) brachten widersprüchliche Ergebnisse: von einer N4 bzw. einer V15/18/22 war ebenso die rede wie davon, dass die Bedienung ausschließlich mit Loks der DR erfolgt sein.

 


Quellen: www.sachsenschiene.de

© Info von Peter Flaskamp